Ich bin ohne Arbeit. Das erste Mal in meinen Leben ohne Arbeit. Eine
völlig neue Erfahrung für mich, die ich schon von Kindesbeinen an darauf
konditioniert worden bin, in ‚Sicherheit‘ zu leben. Doch was ist Sicherheit?
Ist Sicherheit eine Reserve an Monatslöhnen auf dem Bankkonto deponiert zu
haben? Ist Sicherheit, sich die Luxuswohnung, die Reisen, die Kleider, das Auto
und die künstliche Konsumsucht auch in solchen Zeiten zu erhalten? Ist
Sicherheit, sich auch in dieser Zeit keine Blösse zu geben und den Schein des
Seins zu wahren?
„Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit, in einer Welt, in
der nichts sicher scheint…“ höre ich den kitschigen Song von Silbermond in meinem Ohr dudeln.
Ach, uns Europären, überhaupt uns Westlern, ist es so überaus
wichtig, finanzielle Sicherheit zu haben. Eine Sicherheit, die uns aber
gleichzeitig im goldenen Käfig einsperrt. Für diese Illusion rennen wir
pausenlos und ohne Rast. Wir rennen von morgens bis abends, damit das Rad in
Schwung bleibt, sich dreht und dreht und dreht. Wir rennen um uns zu beschäftigen. Wir rennen und wir vergessen. Wir rennen und wir verlieren. Wir
rennen und wir verbrennen. Vor lauter Anstrengung allerdings, vor lauter Geld
und Sicherheit scheffeln, bemerken wir nicht, dass wir dabei verbrennen,
innerlich erlöschen. Gedankenlos rennen wir, hasten, hetzen – als führten wir
einen Feldzug im Namen der Sicherheit.
Doch wofür? Rennen wir fürs Geld? Rennen wir wirklich für
das Leben, dass wir führen? Rennen wir, damit wir die unausgesprochenen
Auflagen dieser Gesellschaft erfüllen? Oder ist es vielmehr so, dass ich, wir, in Tat und Wahrheit vor uns selber davon rennen? Vor dem was wir sind, vor dem was wir scheinen, vor dem was wir sein wollen und vor dem was wir sehen, wenn wir uns morgens nackt im Spiegel betrachten?
Jetzt, da ich unvermittelt mit einem gewaltigen
Knall aus diesem Hamsterrad geschleudert worden bin, ohne Chance gegen die
Fliehkräfte zu bestehen, ganz ohne Möglichkeit, die Gravitation zu besiegen, jetzt
wird mir Licht. Meine Welt steht plötzlich still. Es gibt keinen vorgegebenen
Rhythmus mehr. Keinen Zeitablauf, keine Konstante, keine Hektik, ausser der
selbstgemachten. Eine Hektik übrigens, die ist, wie das letzte Aufbegehren
eines sterbenden Zwangs.
Und ich realisiere, dass diese ‚Sicherheit‘ eigentlich nichts
anders ist, als eine Droge. Und ich nichts weiter als eine Süchtige. Denn kaum
herausgeschleudert, kaum hart auf dem Boden aufgeschlagen, bin ich auf kalten
Entzug. Herzrasen, Nervenflattern, Schweissausbrüche, Albträume, Atemnot…
Und immer wieder die selbe Frage. Wer sind wir, wenn wir nicht mehr Teil des ‚normalen‘
Ablaufs in einer ‚normalen‘ Gesellschaft sind?
Wer bin ich?
Wunderbare worte denen ich mich sehr verbunden fuehle und noch mit vielen tedien moechte
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