Montag, 26. September 2011

Von der Lässigkeit

Liberal und unkompliziert zu sein ist schick. Ich bin es auch. Zumindest denke ich, recht aufgeschlossen zu sein. Fremdes möchte ich möglichst unvoreingenommen beobachten und kennenlernen. Und bitte ja keinen Stress wegen Nichtigkeiten!

Doch manchmal hinterlässt dieses gemächliche Dahinplätschern im Denken bei mir einen bitteren Nachgeschmack. Wieso?

Hand aufs Herz. Hast Du dich noch nie daran gestört, dass diese Haltung manchmal hart an der Grenze zur Gleichgültigkeit liegt? Was ich in meinem sozialen Umfeld und meinen Begegnungen immer wieder beobachte, ist dieses Hadern. Das Hadern damit, Stellung zu beziehen. Das Ungemach davor, Farbe zu bekennen. Die Unlust davor, hie und da auch etwas für die Anderen zu tun. Nein; lieber lässt man sich alles offen und geniesst die Vorteile der Multioptionsgesellschaft.

An was sich diese Haltung erkennen lässt? Ganz einfach. Ich finde, es fängt schon im kleinen und privaten Freundeskreis an. Verbindliche Verabredungen werden beispielsweise 15 Minuten vorher abgesagt – „Es regnet gerade so stark!“ steht in der SMS und Du stehst für diese Verabredung bereits eine halbe Stunde bei strömenden Regen im Stau. Aber hey! Man will ja nicht uncool oder kompliziert sein, oder? Also flugs eine Textantwort zurück: „Hey ja, alles voll easy, kein Problem.“

Weisst Du was? NEIN!!!!!
Ich habe ein Problem damit! Ich will bitteschön wertgeschätzt werden. Ich will mehr Verbindlichkeit in meinem Leben. Ich will, dass ein „Ja“ ein „Ja“ ist und ein „Nein“ ein „Nein“. Niemandem fällt ein Zacken aus der Krone, wenn er auch mal „Nein“ sagt, oder? Ich habe genug von diesen „vielleicht“, „mal schauen“, „eventuell“ und „klingt gut“ Aussagen. Ich habe ebenfalls genug von diesem „ein bisschen hier“ und „ein bisschen dort“ Gehabe.

Ich weiss, ich selber bin weit davon entfernt, perfekt zu sein. Wer ist das schon? Aber weisst Du was? Vielleicht sollte jeder von uns sich vermehrt mal wieder in das Gegenüber hineinversetzen, bevor wir uns opportunistisch alles so zurechtrücken, wie es gerade praktisch ist.

Wertschätzung, sage ich Dir, fängt schon beim Gedanken daran an, wie sich der Andere durch unser Verhalten wohl fühlt…

1 Kommentar:

  1. Rabbi Hillel said, what was later changed, "don't do unto others what is hated by you". It's the basic tenet of appreciation, which if we followed more, would make many people feel better, and we'd have much fewer conflicts.

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